Karin K. wartet schon im Wohncafé des Mehrgenerationenhauses in Gern. Seit April 2015 lebt die Münchnerin in einer der rollstuhlgerechten Wohnungen. Sie hat eine Vorstufe der Nervenkrankheit ALS. Wegen der Muskellähmung kann Frau K. nur wenige Schritte mit dem Rollator zurücklegen. Sonst ist sie mit einem Elektrorollstuhl mobil. Um ihre Wohnung hatte sie sich schon ein Jahr vor Bauabschluss beworben. Als die Zusage kam, war Karin K. überglücklich. Daran hat sich nichts geändert. „Es ist perfekt hier“, beschreibt sie lächelnd. „Ich kann allein überall hin und jederzeit raus. Das ist für mich Freiheit und Unabhängigkeit. Ich bin sehr kommunikativ; im Wohncafé habe ich schon viele Bekanntschaften gemacht. Und wenn ich mal meine Ruhe haben will, gehe ich hoch in meine Wohnung.“
Tatsächlich sind das Wohncafé und das angrenzende Nachbarschaftscafé ebenso entspannte wie lebendige Treffpunkte. Eine Gruppe älterer Menschen findet sich an einem Tisch zum Kartenspiel, daneben räkelt sich geduldig ein Hund. Ein Bub kommt herein, um ein Paket abzuholen. Bald gibt es frisch gebackenen Kuchen. Freizeitangebote bringen die Menschen zusammen, ob Yoga, Bauchtanz für Alt und Jung, Elternfrühstück oder ein Nähkurs für Teens. „Viele der Veranstaltungen werden von uns moderiert“, schildert Michael Schrauth. „Und viele weitere laufen inzwischen auf Initiative der Hausbewohner. Die Menschen nehmen vieles selbst in die Hand und man kümmert sich auch umeinander. Die ältere Dame macht vielleicht am Nachmittag mit einem Kind Hausaufgaben; dafür bringt ihr die Mutter etwas aus dem Supermarkt mit.“ Alle können mitmachen. Bauchtanz im Rollstuhl: Na logisch. Wer Scheu hat, auf andere zuzugehen, tut sich viel leichter beim gemeinsamen Kreativsein, Sporteln, Lachen. So trägt das Wohncafé auch zum Abbau von sozialen Barrieren bei.